Der Klöppelkrieg/ Mit freundlicher Erlaubnis, aus der Chronik der "Wämper Musik"
Mit freundlicher Erlaubnis der "Wämper Musik" ein Extrait aus der Chronik der Wämper Musik
Mit freundlicher Erlaubnis der "Wämper Musik" ein Extrait aus der Chronik der Wämper Musik
Im Jahr 1673 wurde Nicolay Bourggraff, Sohn von Michael Bourggraff und Katharina Vorose geboren. Dazu gibt es die Einträge im Taufregister der Pfarrei Trotten, die noch heute in den Nationalarchiven von Luxemburg zu finden sind.
Die Bourggraff Familie stammt aus dem Haus "Burens Sonndag, alias Bourkes" in Trotten und gehen bis 1560 zurück. Den Hausnamen "Burens Sonndag, alias Bourkes" findet man Mitte des 17. Jahrhundert bis Ende des 18. Jahrhundert fast immer in Verbindung mit der Bourggraff-Familie. Ab 1700 findet man die Namen Nikolaus, Joannis, Michael, Vincentius, und Joannis. Ihre Mutter ist Elisabeth Bourggraff und ihr Vater Michel Stockem. Michel Stockem hat in das Stockhaus der Bourggreaff Familie eingeheiratet. So wurden die Söhne nach dem Familiennamen der Mutter genannt, also Bourggraff.
Nachkommen bis heute haben Nikolaus Bourggraff-Krampf (Cramp), Joannis Bourggraff-Hens und Joannis Bourggraff-Burckes. Nikolaus ist ein direkter Vorfahre von Arno Bourggraff. Nikolaus hat nach Heisdorf geheiratet. Ein Sohn von ihm, Michel ist nach Beesslek/Hautbellain gezogen und hat Maria Connerd geheiratet. Ein Bruder von Michel, Johann Peter hat auch nach Beesslek geheiratet und heiratete Margaretha Kalbusch. Dieses Haus ist noch heute bekannt unter dem Namen Gallee. Zuletzt hatte dort die Familie Morn Reuland gelebt. Diese waren verwandt mit der Familie Joseph Bourggraff. Joseph hatte Elise Reuland geheiratet. Joh. Michel Reuland´s Frau war Elise Bourggraff, die Schwester von Joseph Bourggraff.
Nikolaus hat nach Heisdorf ins Haus Krampf eingeheiratet. Joannis ins Haus Hens in Trotten und die Nachkommen von Joannis lebten im Haus Burckes. Mehr findet man in dem Bericht hier: Bourggraff im Spätmittelalter und im Dreißigjährigen Krieg.
Jean, ein Nachkommen von Mathias, ist um 1860 mit seiner Frau Marie Anne Josephina Jacquemain von Helzingen nach Canada und später nach Minnesota USA, ausgewandert. Bourggraff USA
Joseph Bourggraff wurde am 15. November 1865 als Sohn von Catherina Bourggraff, welche eine Tochter von Franz Bourggraff ist, in Beesslek geboren. Im Nationalarchiv gibt es eine Geburtsurkunde, nach der Catharina Bourggraff einen unehelichen Sohn gebar, der den Namen Joseph erhielt. Die Mutter starb kurz darauf. So blieb der Junge bei den Großeltern, bis er 1888 nach Amerika emigrierte. In meiner Jugend fand ich (Arno) einen Brief, den ein Bourggraff aus Amerika geschrieben hatte. Er schrieb, dass er und ein Freund, der auch aus Beesslek stammte, zusammen für circa 6000 Dollar Gold gefunden hätten. Sein Gold wurde ihm jedoch gestohlen. Dieser Brief ist leider verloren gegangen, er war sicher von Joseph. Auch fand ich auf einer amerikanischen Webseite (Luxemburg´s Goldseekers) einen Bericht von Fausto Gardini, in dem die Rede ist von zwei Goldsuchern aus Bellain, Burgrave und Kesch. Nach einer Quelle aus dem Nationalarchiv emigrierte Joseph Bourggraff im März 1888 nach Amerika. Auch in der „Luxemburger Gazette“, einer deutsch-sprachigen Zeitung für die Luxemburger in der neuen Welt, ist in der Ausgabe vom 18. März 1888 vermerkt, dass Joseph Bourggraff, 22 Jahre, sowie Nicolas Bourggraf, 25 Jahre, und Johann-Michel Reuland, 24 Jahre alt, nach Rose Creek, Minnesota, in Amerika ausgewandert waren. Johann-Michel Reuland war jener junge Mann, der in der neuen Welt sein Glück machte und Josephs Kusine Elise heiratete. Er wurde später bekannt unter dem Namen „Gallee“, worüber an anderer Stelle berichtet wird. Laut einer Volkszählung vom Dezember 1895 wurde ein gewisser Joseph Burggraff vor 1870 geboren und war seit ungefähr vier Jahren in Amerika. Dieser Joseph wurde bei der Zählung 1895 als ein Neffe des Familien-vorstands Bourggraff genannt. Der Familienvorstand war Michel Bourggraff. Dies sind einige Hinweise über den jungen Abenteurer Joseph, der sein Glück in Amerika suchte. Wo und wann er gestorben ist und ob er Nachkommen hatte, hat sich inzwischen geklärt! Wer der Dritte im Bunde, Nicolas Bourggraf, war, konnte ich leider nicht feststellen. Möglicherweise war es ein entfernter Verwandter aus der Familie von Johann-Peter Burgraff. Durch diese Nachforschungen fand ich heraus, dass es sich bei dem Goldgräber und Briefschreiber aus Amerika tatsächlich um Joseph Bourggraff handelte, der 1888 nach Minnesota ausgewandert war und dessen Spur sich verloren hatte. Er war ein Vetter meines Großvaters Joseph Bourggraff. 2011 fand ich endlich nach fast 50 Jahren die Nachkommen des Goldgräbers Joseph Bourggraff. Schon 2010 fand ich auf einer amerikanischen Webseite einen Stammbaum mit den Namen John Bourggraf und Ehefrau Marie Anne Josephina Jacquemain aus Helzingen. So hatte ich die erste Spur der Auswanderer aus der Bourggraff-Familie. Dieser John (Jean) war ein Nachfahre von Mathias Bourggraff, welcher nach Helzingen geheiratet hatte und dann in die neue Welt auswanderte. Nach weiterem Suchen fand ich über Facebook die Nachfahren von John Bourggraf. Dabei half mir besonders Lynda Burggraff Bokker aus Süddakota. Nach vielen Mails und Telefonaten sandte sie mir einen kompletten Stammbaum mit den Namen der Nachfahren von John Bourggraf. Auch begab sie sich zum Immigrationszentrum in Minnesota (Mower Country Historical Society Austin). Dort suchte man nun nach Joseph Bourggraff. Mit den Angaben, welche ich im Nationalarchiv über ihn gefunden hatte, führte die Spur nach Ohio. Joseph Bourgraf (also verkürzter Name) wurde am 18. Oktober 1893 Amerikaner und heiratete im Juni 1896 Anna Reichwein. Joseph kam 1902 noch einmal nach Oberbesslingen, wo er seine Familie besuchte. Zwei Ansichtskarten von Luxemburg, die in Troisvierges bei Oberbesslingen abgestempelt sind und die er nach Hause schickte, belegen dies. Ein Totengedenkzettel, den Gary Bourgraf (ein Nachfahre von Joseph) mir aus Ohio schickte, beseitigte meine letzen Zweifel. Ich staunte nicht schlecht, als ich aus Amerika einen Totengedenkzettel meines Urgroßvaters Michel Bourggraff erhielt. Er war der Onkel von Joseph Bourgraf, dem man diesen Zettel wohl beim Tod seines Onkels nach Amerika schickte.
Zweites Treffen der Familie Bourggraff am 19. Juli 2014 in Trotten/Luxemburg
Am 19. Juli fand in Troîne und Hachiville das zweite Treffen der Familie Bourggraff statt. Die Wurzeln der Familie Bourggraff sind bis zum Ende des 16. Jahrhunderts in das dortige Stockhaus Burkes-Sondag zurückzuverfolgen. Am Vormittag trafen sich die Mitglieder der Familie zu einem feierlichen Gottesdienst in Troîne . Der Gottesdienst wurde von Joseph Burgraff, dem Rektor des Klosters Gentinnes in Belgien, zelebriert und von Mitgliedern der Familie musikalisch gestaltet. Man gedachte auch der Verstorbenen, besonders Professor Pierre Bourggraff, der im 19. Jahrhundert Professor für orientalische Sprachen und Literatur an der Université catholique de Liège gewesen war und der seine Bibliothek dem Lycée classique Diekirch vermacht hatte. Sein Grab ist in Troîne. Weitere bekannte Personen aus der Familie Bourggraff sind Prof. Jean Bourggraff, der ebenfalls im 19. Jahrhundert Professor am Luxemburger Athenäum gewesen war und dessen Enkelin, die Schriftstellerin und Philosophin Simone de Beauvoir war.
Nach dem Gottesdienst gab es in Hachiville einen Sektempfang und ein gemeinsames Mittagessen für die rund 70 anwesenden Mitglieder der Familie. Wie auch schon vor fünf Jahren war es überaus anregend zu sehen, wie groß die Familie ist und welch unterschiedliche Persönlichkeiten bei solch einer Begegnung aufeinander treffen. Aus Luxemburg, Belgien, Deutschland und selbst aus den Vereinigten Staaten von Amerika waren Bourggraffs angereist.
Der Zelebrant: Pater Joseph Burgraff aus Belgien
Für den Organisator und Stammbaumforscher Arno Bourggraff war es ein besonderes Ereignis, die amerikanischen Nachkommen von Jean Bourggraff willkommen zu heißen, der einst in Hachiville geboren und in den 1860er Jahren nach Amerika ausgewandert war. Seine Nachfahrin Tracy Bourggraff aus South Dakota/USA hatte vor einigen Jahren eine Facebook-Gruppe "Bourggraff Family all over the world" gegründet, und so war die Verbindung zwischen einem der amerikanischen und einem der luxemburgischen Zweige der Familie hergestellt worden. Die amerikanischen Bourggraffs halfen auch, die Nachkommen eines Josef Bourggraff zu finden. Das Schicksal eben dieses Josef Bourggraff war einst Auslöser für die Nachforschungen zum Stammbaum der Bourggraff gewesen. Arno Bourggraff hatte in seiner Jugend auf dem Dachboden seines Elternhauses einen Brief dieses Josef aus Amerika gefunden, in dem dieser berichtete, wie er zusammen mit einem anderen jungen luxemburgischen Auswanderer während des amerikanischen Goldrauschs eine beachtliche Menge an Gold gefunden hatte und wie sein Freund ihn um dieses Gold betrogen hatte. Im vergangenen Jahr hatte Arno Bourggraff zusammen mit seiner Frau eine Reise nach Amerika unternommen und dort an einem Treffen der amerikanischen Familie Bourggraff teilgenommen.
Umso größer war die Freude, nun die Amerikaner auf dem luxemburgischen Treffen begrüßen zu können. Die Teilnehmer des Treffens hatten die Möglichkeit, die Familienzweige auf circa 15 Meter langen Bannern mit über 2700 Namen zu erkunden und die Geschichte der Familie in einer rund 200 Seiten langen Chronik in deutscher und französischer Sprache nachzulesen, die auch alle Mitglieder der Familie seit dem 16. Jahrhundert enthält. Am Treffen nahmen auch viele Kinder teil, die den Familiennamen an die kommenden Generationen weitergeben werden.
Autor: Mireille Bourggraff
Frank Burggraff mit Ehefrau Lynda und Tochter Tracy aus den USA
Jean Bourgraff und Margot Hayen Bourggraff
Diese Geschichte über das Leben meiner Vorfahren ist frei erfunden. Die beschriebenen Personen haben in dieser Zeit gelebt. Auch die Kriege und Schlachten sind real. Niclas war mein Vorfahre in 9. Generation. Auch trugen meine Vorfahren bis ins 18. Jahrhundert den Titel „Francs-homme“.
Hier also nun eine Geschichte, wie mein Vorfahre sie erlebt haben könnte:
Heute am Fest Lichtmess im Jahr des Herrn 1650, jetzt wo dieser unselige Krieg (den man später den „30-Jährigen“ nennen wird) vorbei ist, denke ich, Michael Sondach Bourggraff, zurück an Lichtmess 1635.
Ich war damals ungefähr 45 Jahre alt. Das Leben ist auch heute noch mühsam, doch wenn ich an damals denke - kein Tag an dem ich und meine Leute nicht Angst hatten, dass marodierende Soldaten in unserem kleinen Dorf Troynes (Troine) auftauchten. Von meinen sechs Kinder, drei Söhne und drei Töchter, war erst unser Michael geboren. Der Großvater, den ich nur mit seinem langen weißen Bart kannte, hatte mir und meinen Geschwistern viele Geschichten erzählt. Wie er sich als junger Bursche als Soldat beim Herzog von Bouillon verdingte. Er war der Sohn eines Freien aus Besslingen. Und es da der Münder so viele zu stopfen gab, musste er früh auf eigenen Beinen stehen. Er erzählte uns immer wieder, wie er in der Schlacht von Heiligerlee (Niederlande) bei einem Kampf gegen die Reformierten (er diente als guter Katholik bei den Franzosen und Spaniern) dem Herzog von Bouillon das Leben rettete. Nach der Schlacht wurde er zum Tross des Herzogs gebracht, dem er fortan als persönlicher Leibgardist diente.
Nun zog sich der hohe Herr auf seine Residenz in Bouillon zurück. Er nahm den jungen Knappen, mein Großvater mit, was dieser auch gerne tat. In Bouillon wurde er zum Ritter geschlagen und schon ein Jahr später wurde er zum Burggraf auf einem der vielen Besitztümer des Herzogs in Arlon befördert. Welch ein Aufstieg für den Bauernsohn! Viele Jahre lebte er dort im Schloss, erzählte der Opa. Im Alter von etwa 50 Jahren bat er den Herzog, ihn aus dem Dienst des Burggrafen zu entlassen. Die vielen Aufgaben und die dauernden Querelen mit den Nachbarn, die er als Verwalter immer schlichten musste, machten ihm schwer zu schaffen. Der Herzog entließ seinen Getreuen. Er ernannte ihn zum „Francs-homme“ (Freimann oder Edelmann) und schenkte ihm das Anwesen in Troynes (Troine), wo ich heute noch lebe. Er durfte auch weiterhin den Namen des Burggrafen behalten. Auch ich und meine Brüder haben den Namen Burggraf (Bourggraff) übernommen und den Titel der Francs-homme geerbt. Das heißt wir zahlen keine Abgaben und Steuern. Leider muss ich jedes Jahr nach Bastogne mit meinem Pferd und unserem alten Schwert (ein Erbstück meines Großvaters) zur Musterung. Er hat mir nie erzählt wie oft er es gebraucht hat. Ich bin jedes Mal froh, wenn ich von dieser „Vue“ zurück bin, meinen Titel als Francs-homme behalten darf und nicht in den Krieg ziehen muss, wenn der Graf oder König ruft. Das gehört zu den Pflichten eines Francs-homme. In einem Bericht aus dem Jahre 1602 wurde mein Vater Sondach Bourgraff namentlich in dem Bericht der Préfectur Bastogne als Francs-homme, erwähnt.
Ja es war damals an Lichtmess 1635 mitten in dem unseligen Krieg, als 2 Tage vor Lichtmess mein Großvater mich zu sich rief und mir sagte er habe mir etwas anzuvertrauen. Er hätte letzte Nacht geträumt, es wären marodierende Soldaten ins Dorf gekommen und hätten geplündert und gebrandschatzt. „Nein“, sagte mein Opa, „es war mehr als nur ein Traum, du musst deine Familie schützten und auch die anderen Leute aus dem Dorf.“ Er sagte das so eindringlich, dass ich es mir zu Herzen nahm und sofort anfing, unsere Töpfe, Pfannen, Küchengeschirr, Betten, Bank und Tisch im Wald zu verstecken. Die Goldstücke mussten vergraben werden. Das Vieh war schnell in die Wälder getrieben. Desgleichen taten es alle Leute aus dem Dorf. Wenn auch mancher nicht voll überzeugt war vom Traum meines Opas, hatten sie doch großen Respekt vor ihm. Das, was er sagte, war im Dorf immer noch ungeschriebenes Gesetz, auch wenn er nicht mehr den Dienst des Burggrafen ausübte. So harrten wir der Dinge, die da kommen sollten. Oberhalb des Dorfes verlief die Straße von Luxemburg nach Bastogne und wir hofften, dass keine Soldaten unser Dorf finden würden. Die Kinder und älteren Leute hatten sich inzwischen fast eine halbe Tagesreise entfernt im Wald versteckt. Die Männer im wehrfähigen Alter, bewaffnet mit Schwertern und Heugabeln, warteten versteckt am Rande des Dorfes.
Und tatsächlich erschienen zerlumpte Gestalten, bewaffnet mit Hieb- und Stichwaffen. Als sie niemanden antrafen, tobten sie ihre Wut aus, indem sie alles, was ihnen im Weg stand, zerstörten. Sie legten Feuer und bald brannten die meisten Häuser lichterloh. Auch unsere Schuppen fingen Feuer. Das gesamte Heu und Getreide im Schuppen fiel dem Feuer zum Opfer. Glücklicherweise hatten wir noch mehrere Schober im Wald. Dies reichte für die Zeit bis zum Austrieb unserer Tiere im Frühjahr. Auch war unser Haupthaus mit den Stallungen und der großen Scheune mit Schieferplatten gedeckt, so dass das Feuer ihm nicht viel antun konnte.
Zwei Tage hielten wir uns versteckt, bis wir uns wieder ins Dorf wagten. Einige hatten inzwischen unseren Leuten, die sich weitab im Wald versteckten, Bescheid gebracht, dass die Soldaten weg seien und dass der Schaden sich in Grenzen hielt. Das Dach unserer kleinen Kirche war zwar abgebrannt, die Bänke zerschlagen, aber das ließ sich wiederherrichten. Wir waren es ja gewöhnt, dass es immer wieder Überfälle gab. Zwei Tage später, als wir die gröbsten Schäden behoben hatten, versammelte sich das ganze Dorf - mit den Kindern und alten Leute immerhin über 50 Personen - in unserer Kirche, wo unser Pfarrer eine Dankesmesse hielt. Wir waren so froh, dass unser Herrgott dem Opa Bourggraff in diesen Traum gezeigt hat, was auf uns zukommt. Ein Sohn von mir, Joes, entschied sich, den Beruf des Geistlichen zu ergreifen. Ob diese Entscheidung, Priester zu werden, mit dieser wunderbaren Bewahrung zusammenhing, weiß ich nicht. In unserm Dorf sprach man viele Jahre lang darüber. Die alten Leute erzählten den Kindern auch viele Schauergeschichten, die sie teils erlebt, teils erfunden hatten ... vielleicht auch, um die Kinder abzuschrecken, sich zu weit vom Dorf zu entfernen. In unserer Gegend gab es in dieser Zeit viel Schrecken und Not.
Ich kann mich noch gut erinnern, wie ein benachbarter Pfarrer Jahre später einmal beim Kirchweihfest nach dem Hochamt erzählte:
„Es war im Jahr des Herrn 1635 nach der Kriegserklärung Frankreichs an Spanien. Nun entlädt der Fluch des bereits 17 Jahre wütenden 30 jährigen Kriegs sich auch über das Herzogtum Luxemburgs. Mehr als zehnmal tausend Teufel, kaiserlicher Söldner aus Kroatien und der Polackei, fegen unter Piccolomini raubend sengend, schändend und mordend über die Mosel, das Zentrum und den Süden des Landes hin und lassen Hunger, Leichen, Trümmer, Wüste und eine beispiellose Pest zurück, die das ganze Land blitzartig befällt. In den Pfarreien rafft der Tod jählings Hirt und Herde, an manchen Orten 2 Pfarrer im gleichen Monat weg. Ganze Dörfer sterben auf immer aus, andere bleiben jahrzehntelang menschenleer, die übrigen höchstens zu einem Drittel, und oft nur verstohlen bewohnt. Der kahle Wald allein bietet einige Sicherheit. Die im Wald geborene Generation, wird fünfzig Jahre keinen rechten Frieden sehen. Der Krieg gilt auch diesmal den Kirchen, Kelchen und Glocken. Einzelne Pfarreien bleiben 10, ja 20 Jahre ohne Pfarrer; die wenigsten am Ort verbliebenen Pfarrern bauern notgedrungen". (Dieser Teil in Schrägschrift ist ein Bericht aus der Chronik der Kirche, Archiv Trier)