Arno 12 Jahre

 

Arno Bourggraff

Arno 18 Jahre

Die materielle Lage der Bauern

Es liegt auf der Hand, dass die Vogteien des späteren Mittelalters und der Neuzeit nicht mehr genau die Ausdehnung der alten Hufe haben können, weil sie im Laufe der Zeiten entweder durch Erwerbung von Ländereien oder durch Zusammenlegen zweier Vogteien grösser geworden sind, und weil anderseits in vielen Fällen aus Teilen der alten Vogteien neue gebildet worden, deren Grösse auch nicht entfernt an die der alten Hufen erinnert. Wir besitzen bis jetzt nur eine einzige gedruckte Arbeit, aus der wir, für das achtzehnte Jahrhundert, die Grösse der Vogteien eines ganzen Dorfes kennen lernen; es ist eine Programmarbeit des Herrn Professors Wolter, erschienen im Jahre 1915, und behandelt die Ortschaften Esch an der Alzette und Monnerich. Dieses Dorf zählt 74 Vogteien; von diesen besitzen, ausser dem Gartenland und den Wiesen, 53 zwischen 12 und 70 Morgen Ackerland, die meisten von ihnen zwischen 30 und 50; 21 andere haben erheblich weniger, einer nur 60 Ruten Ackerland und 10 Ruten Wiese, ein anderes 1 Morgen 80 Ruten Ackerland, 80 Ruten Garten und 40 Ruten Wiese. Die ersteren sind zweifelsohne diejenigen Vogteien, die schon seit vielen Jahrhunderten bestanden haben, die anderen ebenso sicher neue Vogteien, die durch Zerreissen der alten gebildet worden. Namentlich im Verlauf des achtzehnten Jahrhunderts, als infolge des langjährigen Friedens und des wachsenden Wohlstandes die Bevölkerung derart wuchs, dass die Zahl der bestehenden Vogteien und Häuser nicht mehr allen eine selbständige Existenz erlaubte und sehr viele als Beiwohner in der Nähe der Dörfer nur sehr widerwillig geduldet wurden, ohne dass man ihnen dieselben Rechte wie den Einigs- oder Einsmännern gewährte, in dieser Zeit haben manche Herren und namentlich Klöster aus zum Teil sehr kleinen Teilen der alten Vogteien neue gebildet.

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