Arno 12 Jahre

 

Arno Bourggraff

Arno 18 Jahre

Die Verwaltung der Bauerngemeinden

Eine Ordonnanz von 1754 hatte allen Gemeinden, aber auch den Innungen verboten, ohne Erlaubnis des Provinzialrates, Anleihen zu machen; nun erklären am 8. März 1762 vier und fünfzig Einwohner von Bollendorf, dass vier ihrer Mitgemeiner für ihre dringenden Bedürfnisse zweihundert Reichstaler entleihen müs­sen und stellen sich solidarisch als Bürgen dar, weil die vier ohne diese Bürgschaft kein Geld bekommen können. Am 30. März 1762 verkaufen die vier Bollendorfer, unter solidarischer Bürgschaft der erwähnten 54 Miteinsmänner und des Notars Schwab dem Schülerseminar von Luxem­burg, um 560 Gulden (= 200 Reichstaler) eine jährliche Rente von 35 Gul­den (--= 21/2 Reichstaler), demnach zum Zinsfusse von 61/4 vom Hundert. Bis dahin ist die Sache ganz unverfänglich; aber am 22. Juni desselben Jahres erklärt der Zentner von Bollendorf, die eben genannte Summe von 200 Reichstalern von denselben vier Bollendorfern empfangen und zum Nutzen der Gemeinde verwendet zu haben.Brauchen nun die Gemeinden Geld, so greifen sie zu allen Mitteln, erlaubten wie unerlaubten. Bald verpfänden sie, ungeachtet des Verbotes, Teile ihrer Gemeindegüter, mit Vorliebe Wiesen und Weiden; es bleibt ja immer möglich, dass diese Verpfändungen nicht zur Kenntnis des Gene­ralprokurators gelangen und ungeahndet bleiben; bald nehmen sie, zum Schaden der eigenen Viehzucht, mit Vorliebe fremde Schafe auf ihre Weide, bald verkaufen sie das Kordenholz ihrer Wälder den Schmittenher­ren oder eine Anzahl der schönsten Eichen den holländischen Holzhänd­lern; bald auch leihen sie Geld, und dieses fast ausnahmslos zum Zinsfuss von 61/4 vom Hundert. Haben sie Geld entliehen, so kann der Kapitalist froh sein, wenn er nicht bei jedem Verfalltag die säumige Gemeinde mah­nen oder gar gerichtlich gegen sie vorgehen muss; für den Kapitalisten hat die Sache freilich den Vorteil, dass er durch ein solches Darlehen sein Geld auf lange Jahre zu hohem Zinsfusse ausstehen hat und dass er, wenn er vielleicht einmal selbst Geld brauchen sollte, seine Schuldverschreibung leicht einem andern um dieselbe Summe verkaufen kann.

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