Arno 12 Jahre

 

Arno Bourggraff

Arno 18 Jahre

Das Bauernleben

An Kleidungsstücken sind ausgeliehen oder verschenkt worden ein abgetragenes schwarzes Kleid "mit einem reisten schurztuch", ein alter schwarzwollener Rock, ein blauer Rock und eine Schleierhaube, drei alte Hemden und 25 oder 26 Ellen Tuch bei dem Weber. Die Verstorbene ist mit dem besten Halstuch, dem besten Hemd und dem besten "leilacke" be­graben worden.

Auffällig bei diesen und den meisten anderen Inventaren der geschil­derten Art ist der Armut an Essgeschirr: Löffeln, Messern und Gabeln, sowie Tellern, Näpfen und Töpfen; dasselbe tritt übrigens auch in Er­scheinung in den Akten, wodurch die Mitgift und das Altenteil näher bezeichnet werden. Gabeln scheinen noch im achtzehnten Jahrhundert sehr selten gewesen zu sein, man brauchte sie eben nicht, denn morgens gab es in der Regel Brei, oder Sterz von Heidekornmehl, mittags Suppe und abends Mus. Den Löffel, gewöhnlich aus Buchsbaum, und das Messer trug jeder in der Tasche. In sehr vielen Häusern assen alle zusammen aus einer Schüssel, wobei sorgfältig darauf geachtet wurde, dass nicht etwa ein Vielfrass dabei die anderen zu übervorteilen suchte; in anderen Fällen war vor dem Sitz eines jeden Familienangehörigen eine tellerartige Vertiefung in die sehr dicke Tischplatte eingeschnitten, die nach dem Essen kaum anders als mit Brotschnitten ausgeleckt und gereinigt wurde. Das Essen war unter gewöhnlichen Verhältnissen sehr einfach; selten wurde frisches Fleisch gegessen, meistens gesalzenes oder geräuchertes, desto mehr aber die Hülsenfrüchte, Erbsen und Bohnen, die Getreidearten, besonders Hir­se (hessenbrei), Speit, Roggen, Weizen, Hafer, Gerste und Wildkorn, sei es in der Form von Suppen, von Brei oder von Sterz; seit dem achtzehnten Jahrhundert kam die Kartoffel immer mehr in allgemeinen Gebrauch, bis sie bei armen Leuten die einzige Nahrung wurde. Natürlich wurde auch viel Brot verzehrt, und viel Käse. Dass bei besonderen Gelegenheiten auch bessere, meistens sehr stark gewürzte Speisen aufgetischt wurden, war selbstverständlich; letzteres, weil die starken Gewürze den Durst erregten und wer nicht bei solchen Gelegenheiten einen recht starken Durst mit­brachte, passte nicht in die Gesellschaft.

Die gewöhnliche Kost des Bauern lernen wir aus den Schöffenweistümern kennen, welche die den Bauern bei Gelegenheit der Frohnden gelieferten Nahrungsmittel aufzählen, die aussergewöhnliche aus den den Schöffen gegebenen Essen, welche eben­falls durch die Weistümer erwähnt werden.

Für die Frohnessen werde ich mich begnügen, besonders diejenigen der in dem Archiv von Ansenburg erhaltenen Weistümer mitzuteilen. Nach einem Weistum von Everlingen, vom 25. November 1677, erhalten die Pflüger und diejenigen, welche bei der Heu-, Korn- und Haferernte den Schnittern helfen, zwei Mutschen, jede von einem Pfund; die Schnit­ter selbst erhalten neben den Mutschen Speck, Erbsen, Suppe und dicke Milch Die Fröhner von Heispelt (Weistum von 1683), die einen Tag roden und einen Tag schneiden müssen, erhalten das Mittagsessen "in haus­mannskost" und das Morgen- und Abendbrot mit Käse.

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