Arno 12 Jahre

 

Arno Bourggraff

Arno 18 Jahre

Das Bauernleben

 die ungeheuren Anforderungen, die man an den Bauern stellte, in folgenden Versen:

Stets muss zum Schutz der Haut er geben und kann kaum bleiben bei dem Pflug; Mit Zins und Zehnt ist's nicht genug

Er muss verzollen, was da sein . . .

Der Zins und Steuern grosse Macht, die von der Obrigkeit erdacht, Zölle, hilf in aller Welt,

Weinzoll und Brückenzoll,Wachen, Hüten, Schenken, Reisen,

Die machen leider Witwen und Waisen, im Tod will man den Erbfall noch.

Sie trachten, wie die Elster thut, stets nach des armen Bauern Gut. Er muss kurzum nun in den Sack und geben, wenn er's auch nicht vermag. Hat ihm gelegt ein Ei sein Huhn,

da weiss Bescheid der Bauer nun, dass er mir soll das Dotter geben, vom Eiweiss meine Frau soll leben — Die Schale esse er daneben.

Soviel an Zoll ist aufgetragen,

dass weit und breit die Bauern klagen. Vom Lehen kann er leben schwerlich, verlangt der Pfaden Zehnt begehrlich, wiewohl jetz und in manchem Land der Zehnte ist in Laienhand.

Und wenn der Lai hat geschoren, dann wird der Pfaffenstand erkoren:

Der will den armen Mann erst schinden, ob er auch kann ein Bisslein finden, Opferpfennig und Beichtgeld geben, den Pfaffen füttern noch daneben.

Das Taufgeld will man ihm nicht schenken, Die Orden muss er auch bedenken.

Man schreibt ihm seinen Namen ein: Dafür giebt er ein Fuder Wein;

Da liest man ihm noch täglich Messen. Wen sie's durch Zufall nicht vergessen. Messgeld, Siebent, Achtunddreissig, Die Fristen will er haben fleissig. Danach muss er eine Stiftung machen, vier Opfer hören zu diesen Sachen.

Dann kömmt der Mönch auch mit dem Sack und der Bauer giebt, was er vermag, Weizen, Korn und Käs' und Zwiebel,

Giebt er nicht, der Mönch blickt übel. Dann heischet man auch zu dem Bau, der Thenger, der begehrt die Sau.

 Dann kommt Sankt Velten und Stationierer, Bettler, Tolle und Vagierer;

Die Bettlerin die Leier stimmt,

der fahrende Schüler kommt und nimmt, erst kommen Donner, Hagel, Schnee und tun den armen Leuten weh,

Dem Kriegsmann ist auch stets zu geben; Wie kann der arme Bauer leben?

 Sebastian Brandts Narrenschiff, im 82. Abschnitt "vom bäurischen Aufwand", schildert den Charakter des Bauern seiner Zeit in einer Weise, die nur zu sehr auf unsere Verhältnisse während der Kriegsjahre passt:

 Der Bauer jetzt das Stadtvolk lehrt, wie es in Bosheit wird gemehrt;

Von den Bauern kommt jetzt aller Schund, Sie haben täglich neuen Fund.

Keine Einfalt steckt mehr in der Welt, die Bauern stecken ganz voll Geld, Sie speichern Wein und Weizen auf und andres und erschweren den Kauf und machen es so lange teuer,

bis Blitz und Donner kommt mit Feuer und ihnen abbrennt Korn und Scheuer.

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