Unsere Familiennamen
Im ersten Jahrtausend unserer Zeitrechnung, und selbst dann nur langsam und allmählich, kommen zu den altdeutschen Namen auch die aus der Bibel oder den Heiligenlegenden bekannten. Die Stiftungsurkunde der Abtei Münster vom Jahre 1083 gibt unter sieben Zeugen noch keinen mit derartigem Namen; eine Bestätigung derselben Urkunde vom Jahre 1123, mit den Namen von 17 Zeugen, bietet ebensowenig einen biblischen Namen oder den Namen eines lateinischen oder griechischen Heiligen. Erst mit dem dreizehnten Jahrhundert werden diese häufiger, in demselben Masse wahrscheinlich, wie die Bedeutung der altdeutschen Namen der Kenntnis des Volkes entschwand. Sehen wir uns in dieser Hinsicht die Namen der luxemburgischen Stadtschöffen aus dem 13. Jahrhundert an; wir finden ziemlich gleichmässig die deutschen und die biblischen Namen im Gebrauch: neben Thomas, Johannes, Martin, Philipp, Nikolaus, Paulin und Franciscus, die deutschen Ludwig, Heinrich, Thielmann, Gottfried, Walter, Locheman, Conche, Richard, und das Zwitterding Theodorich statt DiederichImmer mehr treten indessen die etwas ungewöhnlich lautenden Namen der Vorzeit zurück; allerdings finden wir deren noch eine ganz beträchtliche Anzahl unter den Namen der luxemburger Edelleute, die im Jahre 1214 bei der Inauguration Walrams und Ermesindens sollen zugegen gewesen sein; da finden wir noch einen Engilpratus, einen Hadumar, einen Magolfus, Wago, Hemmotus, Hagrinus, Momocus, Marcoldus, Werinus, Walahus, Waningus und Amalungus, aber die Zeugenreihe ist falsch, gefälscht oder vielmehr erdichtet durch den berüchtigten Carpentier, Verfasser einer Geschichte des Cambresis.Die einigermassen ungewöhnlich klingenden Namen verschwinden vielmehr im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts fast vollständig, so dass wir sie in unsren heutigen Familiennamen, von denen soviele auf Taufoder Vornamen zurückgehen, nicht mehr antreffen.